Unsere Krankenhäuser müssen dringend digitaler werden, um die Mehrwerte der modernen IT ausschöpfen und im Wettbewerb um die Patienten auch künftig mithalten zu können. Doch für die erforderlichen Digitalisierungsmaßnahmen fehlt vielen Kliniken das notwenige Budget. Zwar erhöhten sie ihre Umsätze in den vergangenen Jahren deutlich, ein Überschuss konnte aber nicht verbucht werden. Grund dafür ist die fehlende Digitalisierung, ohne die kein Wissensmanagement möglich ist.
Höhere Umsätze aber kein Überschuss.
Laut „Krankenhausstudie 2017“, durchgeführt von Roland Berger, verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage vieler Kliniken zusehends. Zwar steigern sie ihre Einnahmen, doch der damit verbundene Sach- und Personalaufwand übersteigt die erzielten Werte um ein Vielfaches. Folglich fehlt ihnen das Geld, um die längst überfällige Digitalisierung in ihrem Haus anzustoßen. Statt zu investieren und auf Grundlage der Digitalisierung Datenflüsse zu optimieren und Klinikabläufe zu automatisieren, verschiebt man diese Projekte ein ums andere Mal. Die Folge sind noch höhere Kosten. Geld das dann wieder fehlt, um dringend erforderliche Investitionen zu tätigen. Die Konsequenzen machen sich unter anderem in Form von antiquierten Prozessen und mangelnder Datensicherheit bemerkbar. Statt proaktiv zu handeln und das Krankenhausmanagement zu modernisieren, können die Verantwortlichen mangels Innovationen nur noch reagieren. Die Kosten dafür steigen überproportional an. Ein Teufelskreis entsteht.
Wissensmanagement als Ausweg.
Es gibt durchaus einen Ausweg aus dieser Spirale: das Wissensmanagement. Es ist in der Lage, durch Vernetzung und Automatisierung wertvolle Ressourcen einzusparen. Mit weniger Personaleinsatz und geringeren Kosten lässt sich damit ein Vielfaches dessen erreichen, was ohne Wissensmanagement möglich ist. Die Voraussetzung in einem datenbasierten Kontext wie dem Krankenhaus ist jedoch die Digitalisierung. Ein Zugriff auf vorhandene Daten müsste dabei gewährleistet werden. Das schließt unterschiedliche Dokumentenformate ebenso mit ein wie heterogene IT-Systeme und die immensen Informationsmengen, die gut sortiert in Ordnern, Akten und Kladden lagern. Um alle diese Daten zusammenzuführen und auffindbar sowie auswertbar zu machen, müssen sie im ersten Schritt digitalisiert werden. Das ist die Grundlage allen weiteren Handelns. Bedarf erkannt, Gefahr gebannt?
Die Zusammenhänge scheinen klar. Der Handlungsbedarf ist erkannt. Immerhin haben laut Roland Berger bereits 9 von 10 Krankenhäusern eine Digitalisierungsstrategie entwickelt. Nur an der Umsetzung hapert es, wegen fehlender finanzieller Mittel. Statt in die Realisierung dieses Vorhabens zu investieren, wird das Budget für das Aufrechterhalten schwerfälliger Infrastrukturen der Generation 1.0 verplant oder für Sachmittel ausgegeben, die im Zuge der Digitalisierung gar nicht mehr erforderlich wären.
Investitionen und Einsparpotenziale parallel betrachten
Die Rechnung muss also ganz anders aufgemacht werden. Die erste Frage lautet: Wie teuer ist die Digitalisierung? Die zweite Frage heißt: Welche Kosten entfallen durch die Digitalisierung? Gemeint sind damit Personal- und Sachaufwendungen ebenso wie Prozess- und IT-Kosten. Beide Werte müssen erst gegengerechnet werden, um aussagekräftig zu sein. Wenig überraschend ist, dass das erforderliche Budget von diesem Blickwinkel aus gar nicht so hoch ist. Vor allem wenn man auch die mittel- und langfristige Entwicklung mit in die Betrachtung einbezieht und die Wirtschaftlichkeit der gesamten Organisation – mit und ohne Digitalisierung – kritisch hinterfragt.
Die Sicherheit der Patientendaten steht auf dem Spiel
Gibt es dann noch Zweifler, sollte das Thema IT-Sicherheit unbedingt noch in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Im Jahr 2016 wurden nach Angaben von Roland Berger 64 Prozent der Krankenhäuser Opfer von Cyberangriffen. Unzureichende Digitalisierung ist auch ein Sicherheitsproblem. Entsprechen die verwendeten Systeme nicht dem aktuellen Stand der Technik, werden sie anfällig für Hacker. Und damit steht das wertvollste Gut jeder Klinik auf dem Spiel: hoch sensible Patientendaten. Hier gilt es, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen und die verfügbaren Gelder dahin zu steuern, wo sie die Wirtschaftlichkeit und Patientensicherheit langfristig gewährleisten können, nämlich in die Digitalisierung.